Alle nannten ihn „Hems“ in der Abkürzung seines Vornamens Helmut, seine Markenzeichen eine ausgeprägte Atmung und der üppige Vollbart, seine Erfolge selbst im etwas fortgeschrittenen Alter für viele Jüngere wegweisend – mit 90 Jahren ist Helmut Jesberg vor wenigen Tagen in einem Altenpflegeheim in seiner oberhessischen Heimat Wetter bei Marburg verstorben
In der „goldenen Ära“ der großartigen Langstreckenerfolge des ASC Darmstadt stand Helmut Jesberg zwar nicht in der ersten Reihe wie Lutz Philipp, Hans Hellbach oder Charlotte Teske, aber als absoluter Teamplayer stand der Oberstudienrat für Biologie, Chemie und Sport gleich fünfmal als Deutscher Mannschaftsmeister im Wald- und Crosslauf wie auch über die Marathondistanz auf dem obersten Podest. „Er war ein Vorbild für uns Jüngere“ ist aus Kreisen ehemaliger Weggefährten immer wieder zu hören. 1969 holte er zusammen mit Lutz Philipp (1.), Hans Hellbach (4.) als Achter in Plattling seinen ersten deutschen Meistertitel. Dem sollten weitere 1972 in Hamburg mit Lutz Philipp (1.) und Oswald Engel (8.) und 1973 in Marktredwitz mit Lutz Philipp (1.) und Reinhard Leibold (7.) folgen. Seine beste Einzelleistung schaffte „Hems“ dabei in Marktredwitz als Fünfter des Gesamteinlaufs. Beim Gewinn der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft (DMM) war er ebenso beteiligt wie auch über die Marathondistanz, als er 1976 in Krefeld neben Karl Mann (2.) und Werner Schumann (7.) seine fünfte Team-Goldmedaille gewann. Seiner außergewöhnlichen Willensstärke und dem gewissen Talent für längere Laufstrecken ist zuzuschreiben, dass er seine persönlichen Bestzeiten über 5.000 m und 10.000 m mit 14:13,8 bzw. 29:20,8 Minuten erst im Alter von 39 bzw. 41 Jahren erreichte.
Die ASC-Außenstelle Marburg/Wetter entwickelte sich unter Helmut Jesberg, der nach seinem Studium in Darmstadt in seine oberhessische Heimat zurückgekehrt war, prächtig, da der umtriebige Pädagoge stets junge Talente um sich scharte. Legendär dabei die zahlreichen Trainingslager im weitläufigen Burgwald, bei der die große Langstreckengruppe des ASC Darmstadt um Charlotte Teske und Lutz Philipp an der rechten Form für anstehende Meisterschaften feilte.
Neben seiner Leidenschaft für den Laufsport war der Familienvater (2 Kinder) im Naturschutz weit über sein berufliches Interesse hinaus aktiv. Als Gründungsmitglied und Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ verhinderte Helmut Jesberg in den siebziger Jahren zusammen mit weiteren engagierten oberhessischen Naturschützern die geplante Autobahn Marburg-Olpe. Die besondere Kombination von Bodenverhältnissen, Wasserversorgung und die klimatischen Gegebenheiten sowie die geografische Lage des Burgwaldes in Mitteleuropa als Grundlage für die Entwicklung einzigartiger Flora und Fauna wurde von Helmut Jesberg und seinen Mitstreitern erkannt und die Schutzwürdigkeit dieser Region mit großem Einsatz vorangetrieben. So sind aktuell im hessischen Burgwald mindestens 20 Tier- und Pflanzenarten nur hier angesiedelt.