Glanzvolle Ära Darmstädter Leichtathletik-Historie – von Christiane Krause und Walter Schmidt, Lutz Philipp, Hans Baumgartner, Gerhard Hennige, Charlotte Teske und Klaus- Peter Hildenbrand bis hin zu Petra Wassiluk und Christina Kiffe.
Mit dem asc Darmstadt kann einer der führenden hessischen Leichtathletik-Vereine in diesem Jahr Jubiläum feiern. Genauer gesagt, der Allgemeine Sport-Club Darmstadt. Unter dieser Firmierung sammelten Athlet*innen des Vereins seit den Siebzigern bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften Medaillen und über 150 Titel bei Deutschen Meisterschaften, erzielten Welt-, Europa- und deutsche Rekorde. Namen wie Christiane Krause, Charlotte Teske, Walter Schmidt, Lutz Philipp oder Hans Baumgartner und Gerhard Hennige sind keineswegs nur den Leichtathletik-Kennern ein Begriff. Als ASC Darmstadt starteten allerdings Darmstädter Leichtathlet*innen schon seit 1921. Die drei Buchstaben ASC standen dabei für den Akademischen Sport-Club, der 1921 aus einem „Ausschuss für Leibesübungen“ und einem „Akademischen Turn- und Sportausschuss“ hervorgegangen war. Prominentester ASC-Leichtathlet vor dem Zweiten Weltkrieg war der erfolgreiche Mittelstreckler Fritz Schilgen, der 1936 in Berlin als Schlussläufer des olympischen Fackellaufs das olympische Feuer entzündete. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Vereinslandschaft unter dem Diktat der Alliierten neu geordnet. Dem ASC Darmstadt wurde vom hessischen Landessportbund die Zulassung verweigert, da der am 21. Juni 1921 gegründete Verein nicht „unter Ausschluss von parteipolitischen, konfessionellen, beruflichen, rassistischen und militaristischen Gesichtspunkten“ aufgestellt sei. Am 20. April 1952 wurde das juristische Tauziehen beendet und das Kapitel ASC Darmstadt neu aufgeschlagen. Mit dem Segen des Landessportbundes Hessen wurde der „neue“ asc (Allgemeiner Sport-Club) für den Leichtathletik-Wettkampfsport zugelassen und am 5. Juni 1952 beim Amtsgericht Darmstadt eingetragen. Spätestens seit der Konzentrierung vieler Darmstädter Leichtathlet*innen 1961 im Allgemeinen Sport-Club startete der asc Darmstadt durch und wurde zu einem der führenden deutschen Leichtathletik-Vereine. Hervorragender Beleg sind dabei zwei Chroniken des asc Darmstadt, die an mancher Stelle wie das Who’s who der (west-) deutschen Leichtathletik aussehen.
Tradition im Lauf- und Wurfbereich
Mit dem Leiter des Hochschul-Sportinstituts Helmut Meyer und dem Studiendirektor der Georg-Büchner-Schule Siegfried Schmitt standen 1961 zwei engagierte Pädagogen für den Aufbruch beim asc Darmstadt mit dem Fokus auf Leistungs- und Breitensport, aber auch mit der intensiven Förderung des Nachwuchses. Den ersten Meistertitel holte 1965 im Duisburger Wedaustadion die 4 x 400-m-Staffel mit Winfried Braun, Manfred Hanika, Fritz Roth und Dirk von Maltitz. Es sollten viele folgen, zunächst primär erzielt durch den starken Laufbereich bei Meisterschaften im Wald- und Crosslauf, auf der Bahn oder auf der Straße. Unter der Regie von Adolf Kriebel standen Namen wie Lutz Philipp, Gottfried Arnold, Helmut Neumann, Hans Hellbach oder Helmut Jesberg in der ersten (Erfolgs-)Reihe. Neben den Hürdensprintern Werner Trzmiel und Gerhard Hennige sorgten vor allem die Werfer unter der Regie von Peter Tschiene und Eberhard Gaede für großartige Erfolge; an der Spitze standen dabei die Hammerwurf-Weltrekorde von Walter Schmidt oder die Glanzleistungen von Kugelstoßer Hans-Dieter Möser, Diskuswerfer Karlheinz Steinmetz oder die Speerwerfer Jörg Hein und Volker Schell.
Olympia-Staffelgold für Christiane Krause
Diese sicherlich hochkarätigen Erfolge stellte bei den Olympischen Spielen in München 1972 Christiane Krause als Mitglied der bundesdeutschen 4 x 100-m-Sprintstaffel in den Schatten. In der Weltrekordzeit von 42,81 Sekunden errang die DLV-Staffel die Goldmedaille vor den favorisierten DDR-Frauen. In der Folgezeit bestimmten asc-Athlet*innen wie Charlotte Teske auf Strecken von 3000 m bis zur Marathonstrecke, Klaus Ploghaus im Hammerwerfen, Lothar Krieg über 400 m und die Langstreckler um Klaus-Peter Hildenbrand, Karl Mann und Edmundo Warnke oder Weitspringer Hans Baumgartner die Schlagzeilen der Presselandschaft. In den nächsten Generationen standen Talente wie Michael Heist, Helga Jaxt, Bettina und Christiane Beinhauer, Ralf Eckert, Daniel Gottschall, Steffen Brandis oder Petra Wassiluk im Blickfeld. An jungen Talenten mangelte es dank einer engagierten Kinder- und Jugendförderung beim asc Darmstadt nie. Als Beispiele sind Christina Kiffe, Dennis Hutterer, Christoph Schrick, Aaron Giurgian oder Maximilian Grün genannt und das Team der Schülerinnen und Schüler, das 39 Jahre nach dem Sieg der Männermannschaft (DMM 1972) wieder einen Deutschen Mannschaftsmeistertitel nach Darmstadt holte.
Vom Hochschulstadion in den Bürgerpark Nord
Als sportliche Heimstatt diente jahrzehntelang das Hochschulstadion, ein ideales Trainings- und Wettkampfgelände mit einem angrenzenden für die Mittel- und Langstreckenläufer*innen herrlichen Wald. Durch den Bau des Leichtathletik-Leistungszentrums Bürgerpark Nord mit einer Kunststoffbahn und einem Werferfeld verlagerte sich seit Mitte der 70er-Jahre das Trainingsgeschehen der asc-Athlet*innen allerdings in den Norden Darmstadts. Unmittelbar neben dem Hochschulstadion wurde 1968 das Clubheim des ASC Darmstadt errichtet, Zentrum des kulturellen Lebens und Bindeglied zwischen den „Schwestervereinen“ Akademischer SC (ASC) und Allgemeiner SC (asc). Viele Bewohner*innen des Clubheims vertraten die THD, später TUD, bei nationalen und internationalen Wettkämpfen, brachten Hochschultitel heim und trugen zum Image einer sportlichen Universität bei.
Top-Veranstaltungen als weiteres Gütezeichen des asc Darmstadt
Aber auch als Veranstalter konnte sich der asc Darmstadt einen exzellenten Namen machen. Nach einer Reihe von hochkarätigen Abendsportfesten im Hochschulstadion zeigte sich der asc Darmstadt als Organisator zahlreicher Veranstaltungen wie dem Darmstädter Werfercup, dem Darmstädter Stadtlauf, dem Nike-Frauenlauf und dem Darmstadt-Cross national wie international begehrenswert. Der Stadtlauf, der 1978 als „Cup da Franco“ die deutsche Stadtlaufszene begründete, ist auch nach vielen Jahren noch ein absoluter Dauerbrenner und zugleich ein Laufsteg für alle Leistungs- und Freizeitläufer*innen durch die Fußgängerzone. Aber auch innovative Veranstaltungen wie die 111 x 400-m-Staffel erwiesen sich als Volltreffer. Weg vom reglementierten Wettkampfprogramm wurde am närrischen 11.11. diese Staffel zu einem wichtigen Bindeglied zwischen allen Altersstufen und Leistungskategorien und mit seiner familiären Atmosphäre zudem Beleg für ein intaktes Clubleben.