Mehr als 200 Gäste, Vereinsmitglieder, ehemalige asc'ler, Gäste aus Politik – darunter MdB Daniela Wagner, Mitglied des Bundestagssportausschusses, und Oberbürgermeister Jochen Partsch – sowie Vertreter der asc-Wirtschaftspartner und von befreundeten Vereinen konnte der Vorsitzende des asc, Till Lufft, am 24.11. im Darmstädter Ramada Hotel aus Anlass des 60 jährigen Vereinsjubiläums begrüßen. Besonders freute er sich über die Anwesenheit der Olympiasiegerin Christiane Krause-Todd mit ihrer Trainerin sowie weitere prominente und erfolgreiche Olympiateilnehmer des asc.
In seinem Grußwort bezeichnete Oberbürgermeister Partsch den asc als Botschafter der Stadt Darmstadt mit weiter Ausstrahlung über die Region hinaus.
- Bilder der Festveranstaltung -
Die Präsidentin des HLV, Anja Wolf-Blanke, dankte dem asc nicht nur für seine langjährige erfolgreiche Jugendarbeit, sondern auch für die vielfältige Übernahme von Verbandsveranstaltungen und das Engagement in Gremien des HLV.
Klaus Fleck und Sven Beißwenger vom Vorstand der SG Arheilgen überreichten Reiner Liese als Abteilungsleiter Leichtathletik einen neuen Jugendspeer als „Geburtstagsgeschenk".
60 Jahre Vereinsgeschichte
Im Folgenden gab der asc-Vorsitzende im Zeitraffer einen Überblick zu 60 Jahren Vereinsgeschichte. Er führte aus, das 60 Jahre "historisch betrachtet eine kurze Zeitspanne" seien. Für einen Sportverein hingegen ist der Zeitraum von 1952 bis heute eine sehr lange Zeit, die - wenn man eine Athletengeneration auf die Zeitspanne von ca. 10 Jahren veranschlagt - "sechs Generationen Aktiver und viele sportliche Höhepunkte umfasst". Lufft ging dabei auch auf die Vorgeschichte und den Akademischen Sportclub (ASC) sowie die intensive gegenseitige Zusammenarbeit und personelle Verflechtung mit der THD/TUD seit 1921 ein. Dabei bezeichnete er es als unverständlich, dass asc-Mitglieder heute zum Betreten des Hochschulstadions Eintritt zahlen sollen, wo doch der ASC nach eigener Einschätzung der TUD „bis heute ein ständiger Begleiter des Darmstädter Hochschulsports werden sollte, der gerade in den Anfangsjahren maßgeblich zur Entwicklung des Hochschulsports beigetragen hat" (Zitat: Festschrift "100 Jahre Hochschulsport", TUD, S. 8). Auch die Gründung des asc erfolgte natürlich nicht aus heiterem Himmel. Der Allgemeine Sport Club (asc) wurde 1952 gegründet, um den Leichtathleten des 1921 gegründeten Akademischen Sport Clubs (ASC) wieder Startmöglichkeiten zu eröffnen.
Der ASC hatte sich lange vergeblich um Aufnahme in den Landessportbund Hessen bemüht. Er wurde immer wieder abgelehnt, weil der „Akademische" Sport Club als eine Standesorganisation betrachtet wurde. Deshalb gründeten 1952 Paul Kalbitz und seine engen Freunden, parallel zum Akademischen Sport Club, den „Allgemeinen Sportclub Darmstadt e.V", wodurch erst die Aufnahme in den Landessportbund und die Teilnahme an Sportwettbewerben möglich wurde (Durch diese Entstehungsgeschichte sind alle Mitglieder des Akademischen Sportclubs automatisch auch Mitglieder des Allgemeinen Sportclubs). Seit 1952 gibt es also die Geschwister ASC (Akademischer SC) und asc (Allgemeiner SC).
Lufft streifte die ASC-Zeit in der Vorkriegszeit und zeigte die Erfolge von Fritz Schilgen (Leichtathletik) und Hans Botzong (Rugby National Mannschaft) auf. 1936 war Fritz Schilgen auch der Schlussläufer des Fackellaufs für die Olympischen Spiele in Berlin. Im selben Jahr traten viele norwegische und Schweizer Studenten dem ASC bei – der Beginn der Internationalisierung des Vereins. Es gelang den damaligen Vorstandsmitgliedern, sich der ideologischen, nationalsozialistischen Gleichschaltung zu entziehen. Die Nichtaufnahme des ASC in den Hessischen Landessportbund ist deshalb aus heutiger Sicht erst recht unverständlich. Im Sommer 1947 erhielt der ASC die „Lizensierung als studentische Vereinigung", zusammen mit der Erlaubnis, ein kleineres Clubheim im ehemaligen Schiessstand im Hochschulstadion zu bauen. Die Bauarbeiten hierzu begannen 1948 und wurden erst 1952 abgeschlossen. Das Gebäude, bekannt als das „Hüttchen", existiert noch heute. Ab 1949 durfte das von den amerikanischen Truppen beschlagnahmte Hochschulstadion für sportliche Aktivitäten genutzt werden. Dadurch wurde die sportliche Aktivität des ASC wieder reger und die Zahl der Mitglieder wuchs. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und der ASC holte 1953 mit der 4x400 m Staffel der THD den ersten Hochschultitel nach dem Krieg. Viele weitere sollten folgen.
Konzentration – treibende Kräfte Helmut Meyer, Siegfried Schmitt und Adolf Kriebel
Nach den großen Erfolgen der 50'er Jahre und einem Abschwung zu Beginn der 60er Jahre richtete man 1960 eine Jugendabteilung im ASC ein. Helmut Meyer, Direktor des Instituts für Leibesübungen, Siegfried Schmitt, Pädagoge am GBS und Leiter der TGB, sowie Adolf Kriebel, Leichtathletiktrainer bei der DJK-SSG, betrieben die Konzentration der meisten Darmstädter Leichtathleten im asc. Mit dem Bekenntnis zum Leistungs- und Breitensport wurde die Entwicklung zum Großverein eingeleitet.
Lufft gab dann unterstützt von zeitgenössischen Fernsehaufnahmen und Bildern aus dem asc-Archiv einen Überblick über die größten Erfolge der asc-Mitglieder bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften seit 1966 und charakterisierte vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umwälzungen die Wandlung des asc zu einem vor allem im Nachwuchsbereich führenden Verein in Hessen und darüber hinaus. Seit kurzem ist der asc auch mit seiner Triathlonabteilung erfolgreich.
Jüngste Beispiele sind Christina Kiffe, die als deutsche Jugend-Siebenkampf-Meisterin auch auf europäischem Terrain zu den besten Athletinnen ihrer Altersklasse zählt, oder die DSMM-Schülermannschaft, die im Vorjahr 39 Jahre nach dem Sieg der Männermannschaft (DMM 1972) wieder einen Deutschen Mannschaftsmeistertitel nach Darmstadt zu holen vermochte und diesen großen Erfolg mit einer völlig neuen Mannschaft und dem Gewinn des 2. Platzes auch in diesem Jahr untermauerte.
Lufft streifte dann die Erfolge des asc als Veranstalter hochkarätiger Veranstaltungen: Von Abendsportfesten, der tradtionellen Bahneröffnung, dem Nike-Frauenlauf im Herrengarten, dem Stadtlauf in der City, in diesem Jahr zum 34. Mal ausgetragen, dem Darmstadt-Cross bis hin zu Hessischen Mehrkampf- und Deutschen Hochschulmeisterschaften reicht die Palette. Er dankte allen daran Beteiligten, insbesondere Veranstaltungsleiter Wilfried Raatz und Leichtathletik-Abteilungsleiter Reiner Liese sowie den vielen ehrenamtlichen Helfern. Gleichermaßen dankte er dem Akademischen SC für die finanzielle Unterstützung der Nachwuchsarbeit, dem Förderverein, der ebenfalls die Schüler- und Jugendarbeit unterstützt, den Wirtschaftspartnern, der Stadt, mit deren Ämtern er eine gute Zusammenarbeit bei Veranstaltungen wie dem Stadtlauf konstatiert, der TU Darmstadt und nicht zuletzt allen aktiven Mitgliedern als Helfern und Kampfrichtern sowie den VorstandskollegInnen.
Ehrungen:
Zum Abschluss seiner Ausführungen konnte der Vorsitzende die aus Anlass des asc-Jubiläums neugeschaffene asc-Ehrennadel an verdiente ehemalige, anwesende asc-Athleten verleihen:
Gerhard Hennige OS 1968: Silber 400 H und Bronze 4x400,
Christiane Krause OS 1972: Gold 4x100, mit WR
Franz-Josef Kemper OS 1968: OS 1972: 4.Pl. 800m
Hans Baumgartner OS 1972: Silber,
Walter Schmidt OS 1976, 5. Platz, WR 1975: 79,30,
Charlotte Teske Teilnahme OS 1984 Marathon, WM 83,
Petra Wassiluk Teilnahme OS 1996 5000 m u 2000 10'000m, Cross WM 96
Im Athletengespräch, das unter der Moderation von Sylvia Schenk (selbst Olympiateilnehmerin) einige „Ehemalige" mit der heutigen Athleten-Generation zusammen führte, gingen die Teilnehmer der Frage nach, wie sie zu ihrem Sport gekommen sind, wie sich Ausbildung und Leistungssport verbinden lassen, und was der asc für sie bedeutete/bedeutet. Die „Ehemaligen" hoben besonders die damals erhaltene Betreuung und Unterstützung durch den asc hervor. Zufrieden äußerten sich die „Jungen" besonders mit ihren Sportausbildern. Noch könne man die Doppelbelastung Schule/Sport bzw. Studium ganz gut meistern.
Im Festvortrag zur Bedeutung der Leichtathletik zeigte Dr. Franz Joseph Kemper, mehrfacher Deutscher 800m Meister, zweimaliger Teilnehmer an den Olympischen Spielen (1968, 1972), zunächst an vielen Beispielen, dass sich Bewegung, Sport und Spiel positiv auf die körperliche, soziale und intellektuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirken. Er forderte, dass die Gesellschaft diese unwiderlegbaren Erkenntnisse endlich ernst nehmen und entsprechende bildungspolitische Konsequenzen ziehen müsse.
Er wies dann engagiert auf die einzigartigen Qualitäten der Leichtathletik und ihre hohen pädagogischen Werte hin. Laufen, Springen und Werfen als Urquelle nahezu aller Sportarten und die Leichtathletik als "Königin der Olympischen Spiele" sind, so Kemper, unersetzbar in unserer Sportlandschaft. Neben ihrer kulturellen Bedeutung habe die Leichtathletik auch wichtige politische Funktionen, z.B. bei der Integration oder der Entwicklungszusammenarbeit.
Noch bis weit nach Mitternacht tauschten sich Athleten, Ehemalige und Freunde des asc beim „Flying Buffet" und belebenden Getränken über die Leichtathletik im Allgemeinen und in ihrer Zeit im asc aus, frischten Erinnerungen auf und waren der Meinung, man sollte sich wieder öfter in einem solchen Rahmen treffen.
Die verdienstvolle und sehr informative Broschüre von Klaus Amrhein „75 Jahre Akademischer Sport-Club Darmstadt" (1921-1996) ist zur Zeit vergriffen. Sie wird aber in kleiner Auflage wieder neu aufgelegt (Preis 9.90 €) und kann mit diesem Formular bestellt werden.