Gut: Doping ist verboten. Zumindest, wenn Leistung steigernde Mittel von außen hinzugeführt werden. Nicht verboten ist es hingegen, sich in einen Rausch eigener Bewegungen hinein zu versetzen. Dann sind auch Risiken und Nebenwirkungen überschaubar, da sie sich in der Regel nur in etwas ungläubigem Augenreiben am nächsten Tag über die zuvor erzielte Leistung äußern. Wie auch immer: So ungefähr dürfte es Dennis Hutterer morgen früh gehen, der sich an diesem Wochenende bei den Deutschen Hallen-Mehrkampfmeisterschaften in Frankfurt-Kalbach in einen wahren Leistungsrausch hineinsteigerte. Er startete hervorragend, wurde dann immer besser, stapelte Bestleistung auf Bestleistung und brannte schließlich im Hochsprung, seiner Paradedisziplin, ein regelrechtes Feuerwerk ab, das ohne Fehlversuch erst nach glatt übersprungenen 2,08 m endete - 8 Zentimeter höher als der beste Mehrkämpfer der Männerklasse Norman Müller (Hallesche LAF) und über 20 Zentimeter vor seiner Altersklassenkonkurrenz der U 18. Damit erfüllte Dennis schon mal im Vorübergehen die Hochsprungnorm für die U-18 Weltmeisterschaft, die im Juli im unkrainischen Donetsk ausgetragen wird. Nach dem abschließenden 1000m-Lauf (3:03,91 Min.) lag Dennis mit der hervorragenden Punktzahl von 5403 Zählern fast 300 Punkte vor dem Zweitplatzierten Lennard Biere (MTV Heide, 5110 Pkt.) sowie rund 500 Punkte vor dem Dritten, Manuel Eitel (TSV Baltmannsweiler, 4815 Pkt) und sicherte sich seinen ersten Deutschen Meistertitel mit souveränem Vorsprung.
Gleich zu Beginn des Wettkampfs zeigte sich Dennis' deutlich verbesserte Sprintfähigkeit mit der drittbesten Zeit des schnellen Feldes: 7,20 Sekunden waren ein Auftakt nach Maß. Ein leicht verstauchter rechter Fuß beim ersten Weitsprungversuch seit langem zwang Dennis zur Umstellung auf das andere Bein. Er ließ es sich nicht verdrießen, blieb mit 6,42 m zwar unter seinen Möglichkeiten - auch ein Schönheitspreis sieht anders aus - verbesserte seine persönliche Bestmarke dennoch um 6 Zentimeter auf 6,42 m. Rasch abgehakt. Danach Kugelstoßen - im Training derzeit die Disziplin mit einer, sagen wir mal höflich: noch etwas zu großen technischen Variationsbreite und Leistungsstreuung :-): 1. Versuch 13,88 m Bestleistung - Technik autsch; 2. Versuch: 14,61 m - schon besser, aber ein bissi was geht da noch; 3. Versuch: Rumms - wenn schon nicht mit Technik, dann eben mit Zorn im Bauch: 15,66 m - na also, ist doch eine prima Disziplin, die wir gerne machen...
Dann der Stabhochsprung: Jeder gewohnte Stab zu weich - verflixt, so rasch kann das doch gar nicht gehen: Es geht! Also, niedriger greifen, etwas weniger Dampf beim Laufen und rüber über 4,10 m - eine ordentliche Höhe mit guter Aussicht auf deutlich größere Höhen mit den richtigen (aber noch neu zu beschaffenden Stäben). Erster Tag geschafft: Zwischenbilanz super: nur 8 Punkte Rückstand auf den führenden Lennard.
Zweiter Tag: Dennis lacht bereits morgens vor 11.00 Uhr, tss - es geschehen noch Zeichen und Wunder. Aber darf man ihn auch ansprechen? Lieber mal abwarten, was das Einlaufen zu den Hürden macht. Frage von Dennis: "Wie sieht's aus, was soll ich machen" - Antwort von Trainer Stephen Wirth "Prima sieht's aus - schnell Hürden sprinten!" Antwort Dennis: "Gut!" In den Startblock gesetzt, 8,20 Sekunden gedüst - die schnellste Zeit im Feld und nunmehr Übernahme der Führung von Lennard mit 9 Punkten Vorsprung, nicht eben eine Welt. 21 Zentimeter im nachfolgenden Hochsprung hingegen sind nicht nur eine, sondern in dieser Altersklasse, bei der auch die übersprungenen 1,87 m von Lennard eine gute Leistung darstellen, gleich zwei oder gar drei Hochsprungwelten. Es folgte eine lupenreine Hochsprunggalashow über 1,81 m, 1,90 m, 1,96 m, 1,99 m, 2,02 m, 2,05 m und schließlich noch ein blitzsauberer Sprung über 2,08 m, der die Halle zu begeistertem Applaus veranlasste. Trainer Stephen blieb daher nur übrig, den Wettbewerb von Grauen geschüttelt (:-)) möglichst rasch abzubrechen, damit Dennis dessen eigenen Hausrekord von 2,14 m nicht gleich an kalten, grauen Wintertagen mal so nebenbei pulverisiert...
Der abschließende 1000m-Lauf war dann nur noch eine Formsache zum Meistertitel, mit dem der junge Athlet seine lange unfallbedingte Leidenszeit endlich hinter sich lassen und zeigen konnte, was er drauf hat.
Nun wartet eine spannende Saison mit der U-18-Weltmeisterschaft in Donetsk, für die sich Dennis anfang Juni beim Qualifikationswettkampf in Bernhausen im Zehnkampf qualifizieren möchte. Der Hochsprung ist ja schön und gut, setzt aber doch erhebliche Nehmerqualitäten beim Verzicht auf leckere Donauwellen voraus, die sich ein erfolgreicher, athletisch gebauter Mehrkämpfer im Erfolgsfall aber durchaus mal gönnen darf, wenn der Trainer weit weg ist und über den Höhenflügen seines Schützlings auch mit solch körperlich etwas anämischen Disziplinen liebäugelt...
Wir ASCler beglückwünschen Dennis jedenfalls alle zusammen ganz herzlich zu dem tollen Erfolg und wünschen ihm eine gesunde und weiterhin erfolgreiche Saison 2013!
Die Ergebnisse sind beim HLV abrufbar.