Das gab es noch nie in der 25jährigen Geschichte von Cross-Europameisterschaften: Mit durchweg kämpferisch überzeugenden Auftritten schaffte die 30kpfige Auswahl des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) das bislang beste Ergebnis.
In Metall ausgedrückt: Gold durch die U23-Juniorinnen, Silber durch Anna Gehring und Samuel Fitwi und Bronze durch das Frauenteam und die U20-Jungen. Bislang gab es in Velenje (2011), Hyères (2015), Chia (2016) und Samorin (2017) mit jeweils vier Medaillen die beste Ausbeute. Gold holten bislang Wolfram Müller in Malmö (2000), Konstanze Klosterhalfen in Hyères und Chia (2016) und Alina Reh (2017) sowie die U20-Girls in Oeiras (1997) und Hyères. Nun zogen die U23-Juniorinnen mit Anna Gehring (ASV Köln), Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) und Lisa Tertsch (asc Darmstadt) mit der Goldmedaille nach.
Überzeugend dabei vor allem der deutsche Lauf-Nachwuchs, der bereits bei der zentralen EM-Qualifikation beim Darmstadt-Cross am 25. November die Fachleute begeistern konnte. Ganzstück war natürlich um die Mittagzeit der Auftritt der U23-Juniorinnen. Mit viel Mut zum Risiko lief dabei Anna Gehring stets in der ersten Reihe der zunächst noch großen Führungsgruppe. „Ich liebe es, meinen Schritt zu laufen – und das kann ich natürlich an der Spitze!" freute sich die Neu-Kölnerin über ihren gelungenen Auftritt. Schon in Darmstadt wußte die 22jährige mit dieser Taktik gegen die favorisierte Elena Burkard zu gefallen.
Mit zunehmender Streckenlänge wurde es deutlich: Anna läuft um Gold! Alleine die Dänin Anna Emilie Moller rückte in der Schlussrunde auf – und es ging lange Zeit gleichauf in Richtung Ziel. Mit letztlich dem besseren Ende für die Dänin. „Ich habe schon geglaubt, dass ich es nach Hause bringen könnte! Aber ich bin super zufrieden!" Etwas frustriert stand dagegen Miriam Dattke daneben – mit einem Spikeschuh an den Füßen. „Den habe ich schon in der zweiten Runde verloren. Dafür bin ich aber noch gut durchgekommen!" gestand die letztjährige U20-Dritte mit Blick auf ihren sechsten Platz, der gewiss unter diesen Umständen ausgezeichnet ist.
Wieder richtig lachen konnte Miriam dann schon wenig später, denn im deutschen Team brach großer Jubel aus, denn mit 22 Punkten holte sich die Mannschaft die Goldmedaille vor Spanien (25) und Groß-Britannien (33). Die dritte Läuferin in der Wertung war mit Lisa Tertsch die einzige nominierte Läuferin des asc Darmstadt auf Position 14. „Das ist ein grandioses Ergebnis. Mit einer Medaille konnten wir rechnen, aber mit Gold nicht unbedingt", so die 20jährige asc-Läuferin, die schon im Vorjahr in Samorin in der Slowakei im deutschen Team, damals noch in der U20-Altersklasse, nominiert war. Als vierbeste Läuferin des jüngsten teilnahmeberechtigten Jahrgangs schlug sie sich prächtig unter insgesamt 69 Teilnehmerinnen. Mit 39 Sekunden war der Rückstand auf die kompakte Spitzengruppe recht gering. „Es lief weitaus besser als vor zwei Wochen beim Darmstadt-Cross. Vielleicht war ich wegen der Zeitumstellung noch etwas gehandicapt....", so die an der Harvard University in Cambridge im fünften Semester Economics studierende Lisa. Bereits am Montag wieder im Flieger in Richtung Boston sitzt, wo mit einigen Klausuren die nächste Herausforderung bevorsteht.