Es muss nicht immer das Treppchen sein: Auch ein sechster Rang (in einem Starterfeld von über 40 Zehnkämpfern) kann erfreulich sein, zumal dann, wenn er als „Comeback" verstanden werden kann. Denn nach seinem schweren Sturz beim Stabhochsprung vor rund 8 Wochen bei der U-18 WM-Qualifikation an gleicher Stätte galt es für Felix zunächst seine zahlreichen Blessuren, Prellungen und Muskelprobleme auszukurieren.
Dieser mehrwöchige Trainingsausfall in der Vorbereitung auf die anstehende Deutsche Meisterschaft war zwar alternativlos, aber nicht eben hilfreich. So fehlten trotz guter äußerer Bedingungen denn auch einige „Körner" in Sachen Technik und Ausdauer. Schade auch, dass die ASC-Mannschaft mit Felix Treichel und Fabian Hassa nicht an den Start gehen konnte, weil Felix Treichel derzeit noch bei einem Schüleraustausch in Südafrika ist. So musste Felix die Farben des asc in Bernhausen alleine hochhalten.
Nachdem er über die 100 Meter bei 0,9 m/s Gegenwind mit 11,30 s noch die schnellste Zeit aller Starter auf die Bahn gelegt hatte, machten sich beim Weitsprung Anlaufunsicherheiten bemerkbar – kein Sprung auf dem Brett! Die erzielten 6,54 m waren zwar kein Totalausfall, für einen 6,90-Springer, der die 7 Meter im Visier hat, aber nicht wirklich zufriedenstellend. Gleiches galt für das Kugelstoßen (12,56 m), wo Felix fast 1,5 m unter seiner persönlichen Bestmarke blieb. Auch der Hochsprung (1,80 m) und die 400 m (53,27 s – „schon bei 150 m war mein Akku alle") reihten sich ein, sodass als Fazit des ersten Tages (mit knapp 3.500 Pkt) festzuhalten blieb: Es hätte deutlich besser laufen können – zumal Felix vor acht Wochen bereits 300 Punkte mehr auf dem Konto gesammelt hatte. Nun gut: Essen, ausschlafen, weiter sehen.
Tag zwei begann mit einem kleinen Glücksfall, weil Felix – wie auch Zimmerkamerad Martin Kratz vom TV Gelnhausen – als gute Hürdenläufer in der späteren Gruppe statt um 9.15 Uhr erst um 10.30 Uhr antreten konnten. Mit sehr guten 14,93 s der erste Lichtblick für das Punktekonto wie in Felix' Miene. Damit nicht genug, denn im anschließenden Diskuswurf überraschte sich Felix selbst: Mit 40,83 m packte er gleich 3 Meter auf seine persönliche Bestmarke drauf, verbesserte sich aber gegenüber seinem besten Zehnkampf im Mai um fast 6 Meter. Ein schönes Punkteplus!
Dass er die körperlichen wie seelischen Folgen seines bösen Sturzes im Stabhochsprung gut verkraftet hat, zeigte Felix im anschließenden Wettbewerb, in dem ihm mit 3,90 m die Einstellung seiner Bestleistung gelang. Nicht zufriedenstellend war der folgende Speerwurf, der mit 41,39 m zwar besser war als die völlig verkorksten Würfe im ersten Zehnkampf der Saison, dem aber zu Felix' Bestleistung ein paar gute Meter fehlten. Im abschließenden 1500m-Lauf mobilisierte er noch einmal alle Reserven (notfalls muss es eben auch mal „ohne Beine" gehen...), behielt die aufgerückte Punktekonkurrenz gut im Auge und konnte mit einem beherzten Schlussspurt in 5:08,81 min Rang sechs sichern.
Dann die Überraschung: Auch in einem Zehnkampf mit mehr Schatten als Licht kann man seine persönliche Bestleistung steigern! Denn am Ende standen mit 6535 Zählern 32 Punkte mehr zu Buche als bei den Hessischen Meisterschaften im Mai, aber auch die Erkenntnis, dass sich ein Zehnkampfergebnis nicht automatisch aus der Summe der persönlichen Bestmarken (minus 200 Punkte als Erfahrungswert) zusammensetzt. Denn in dieser Rechnung hätte Felix die 7000-Punkte-Marke bereits übertroffen. Nun: Dieser schöne Erfolg am Ende einer langen Saison macht Freude und stimmt auf das nächste Jahr ein, in dem Felix neben dem Mehrkampf einen Schwerpunkt auf den Weitsprung legen wird.